Die Aktivierung des Stressregualtionssystems

Nelia ist müde. Diese Müdigkeit drückt Nelia durch das Aussenden von Feinzeichen aus. Sie reibt sich die Augen, gähnt und wird zunehmend unruhig. Nelia hat gerade den 8. Lebensmonat erreicht. Entwicklungstypisch befindet sie sich in einer Phase der Trennungsangst.

Dies zeigt sich auch beim Einschlafen. Nelia liegt umhüllt vom bequemen Stillkissen im Mooseskorb, hält ihr Schlaftuch sowie ein T-Shirt „vom Mami“ bei sich. Noch vor einigen Wochen gelang es Nelia ohne Probleme, mit ihren Schlafbegleitern in die Tiefschlafphase einzutauchen. Nun zeigt Nelia deutliche Unruhe beim Einschlafen. Sie weint und drückt den Rücken durch. Das Weinen wird zunehmend lauter.

Die Erzieherin sucht zunächst Blickkontakt, spricht Nelia an und legt ihr dann die Hand auf den Bauch. Diese aufeinander aufbauenden Beruhigungsstrategien nach Brezelton scheinen Nelia nicht zu unterstützen. Sie weint weiter. Die Erzieherin nimmt Nelias Füsse und drückt die Fussflächen sanft gegeneinander. Nelia’s Weinen wird bei dieser zentrierenden Berührung sofort ruhiger und innert weniger Augenblicke sinkt sie in den Schlaf.

Brezelton hat das unterstützende Beruhigen in folgende Stufen eingeteilt:

  • Anschauen
  • Ansprechen
  • Anfassen (Hand auf den Bauch)
  • Hand/Fuss des Kindes zusammenfalten
  • Hochnehmen
  • Wiegen/Schaukeln
  • Tee/Nuggi

Nach diesem gestuften Beruhigungsschema bei der Selbstregulation zu unterstützen bedeutet für Nelia in einem grundlegenden Thema ihrer Entwicklung unterstützt zu werden, nämlich der Selbstregulationskompetenz und somit der seelischen Gesundheit. Für Nelia ist es entscheidend, wie auf ihr Weinen reagiert wird. übertriebene Tröststrategien berauben Nelia daran, ihr eigenes Stresssystem zu aktivieren und selbst Lösungen zu finden. Wie die Bezugsperson auf Nelia reagiert, hat grossen Einfluss auf ihre emotionale Entwicklung, da diese Erfahrungen im emotionalen Gehirn abgespeichert werden (Erfahrungslernen). Dabei darf nicht vergessen werden, dass die grössten Wachstumsprozesse des Gehirns in den ersten Lebensjahren stattfinden.

Verfasserin: Marie-Christine