Gastbeitrag aus dem Tagi-Mama-Blog: “Liebe Kita-Mitarbeitende …”

“Bevor ich meine Tochter in eure Hände gab, hatte ich so einige Bedenken. Ist Fremdbetreuung gut? Gehört das Kleinkind nicht zu seiner Mutter? Schauen die denn überhaupt richtig zu den Kindern?

Heute weiss ich: Ihr seid Helden. Ihr tröstet, verköstigt, spielt und erzieht. Nebenbei putzt ihr triefende Nasen, füttert, wickelt und schlichtet Streitereien. Ihr bastelt und baut Klötze-Türme. Und schnitzt Räbeliechtlis, die dazu noch schön aussehen. Nicht wie meine, die niemand am Umzug tragen will.

Kein Kind darf sich verletzen, keines verloren gehen. Jedes soll sich wohlfühlen und glücklich sein. Jede Allergie beachtet und jeder Entwicklungsstand gefördert werden. Eure Verantwortung, die ihr Tag für Tag übernehmt, ist riesig. Und das für wenig Lohn.

Täglich und bei jedem Wetter geht ihr mit den Kindern nach draussen. Ihr sammelt Blätter, sucht Tierspuren und erzählt Geschichten. Ihr beruhigt besorgte Eltern, kümmert euch, wenn eines der Kleinen Fieber bekommt und sorgt dafür, dass keines zu lange schläft, damit wir am Abend früh Feierabend haben.

Die Geduld, die ich nie haben werde

Dank euch kennt mein Kind das Technorama oder den Flughafen und jeden Spielplatz in der Gegend. Ich mag nicht stundenlang «Verkäuferlis» spielen, so gerne ich die Ausdauer dazu hätte. Ihr übernehmt das für mich. Wie auch das Fingerfarbenmalen. Oder das «Chrällelen». Ihr habt die Geduld, die ich nie haben werde.

Ihr müsst einige Kinder bereits ein paar Monate nach der Geburt betreuen, da der Mutterschaftsurlaub in der Schweiz meist nach 14 Wochen endet. Ihr tröstet nicht nur die Babys, sondern auch die Eltern, die es schmerzt, sich so früh von ihnen zu trennen. Ihr haltet viel aus. Und müsst viel schweigen. Denn es fragt euch kaum jemand nach eurer Meinung zur Familienpolitik; auch wenn ihr viel dazu zu sagen hättet. So tragt ihr manchen Säugling den ganzen Tag auf dem Arm, auch wenn ihr schon die x-te Sehnenscheidenentzündung hattet dieses Jahr.

Sparmassnahmen sind euch nicht fremd, genauso wenig wie Überstunden. Oder krank zu sein, denn ihr seid umgeben von Viren und Bakterien, von Magendarmgrippen, Scharlach und Bindehautentzündungen. Trotzdem bleibt ihr freundlich, auch wenn jemand wieder ein Kind mit Durchfall oder Ausschlag bringt. Und sich dann beklagt, die Kinder seien seit dem Kita-Eintritt immer krank.

Für unsere Kinder und uns Eltern

Uns Eltern dürft ihr kaum kritisieren, denn ihr seid unsere Dienstleister. Sei das Kind noch so anstrengend. Oder wir. Ihr haltet unsere Ängste aus, unsere Marotten, wartet geduldig, wenn wir unsere Kinder zu spät abholen und schickt uns nicht weg, wenn wir mal überraschend zu früh dastehen.

Viele Kitas arbeiten heute mit Qualitätsmanagement, Köchen und Köchinnen und einer Administration. So müsst ihr nicht nur bei uns Eltern einen guten Eindruck machen und von den Kindern gemocht werden, nein, ihr sollt auch noch die Ziele mit eurem Team und eurer Firma erreichen.

Ich habe grosse Hochachtung vor eurer Leistung, wie ihr eure Herausforderungen Tag für Tag bewältigt. Danke, für all das. Danke, dass ihr so viel tut für unsere Kinder. Und für uns Eltern.”

Von Marah Rikli für den Mama-Blog des Tages-Anzeigers vom 25.01.2018