Von Karl für Sarah

Das vielfältige und spielerische Entdecken mit allen Sinnen gehört im frühkindlichen Bereich zum Alltag. Dabei erschliessen sich die Kinder die ihnen zugängliche Welt. Dies umfasst auch das Entdecken der Schrift. Kinder nehmen die grosse Bedeutung der Schrift und Lesefähigkeit der Erwachsenen wahr und setzen sich darum ebenfalls damit auseinander.

Karl hat zu Hause einen Brief für die Erzieherin Sarah geschrieben. Diesen möchte er nun im morgendlichen Kreis vortragen. Er setzt sich in den Kreis, hält das von ihm angefertigte Schriftstück bereit und beginnt, noch etwas schüchtern, vorzulesen.

Nach dem Erwerb der Sprache oder manchmal auch gleichzeitig entdecken Kinder die Schrift. Schrift ist etwas, was bestehen bleibt. Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache kann Schrifliches immer wieder hervor geholt werden, z.B. beim Lesen des Lieblingsbuches. Sich mit Schrift auseinandersetzen, können Kinder nur, wenn Schrift in ihrer Umgebung auch ersichtlich ist. Somit beruht der Erwerb bzw. der Einstieg des Schrifterwerbs auf gemachter Erfahrung, bevor eine eigenaktive Auseinadersetzung stattfinden kann.

Karl hat sich oft und gerne beim Schreiben der Rapportkarten für die abendliche Übergabe an die Eltern beteiligt und da auch schon mitbestimmt, was abends den Eltern vom Tag erzählt wurde. Hier hat er Erfahrung mit der Beständigkeit der Schrift gemacht. Karl hat nun den ersten Schritt gemacht, um den langen Weg zum Lesen und Schreiben zu meistern. Bevor er aber das Konzept von Schriftlichkeit voll und ganz erworben hat, ahmt er als ersten Schritt Schreibhandhabung nach. Wirft man als Leser einen Blick auf den grünen Brief, welcher Karl in den Händen hält, so sind einfache graphische Formen zu erkennen.

Die Anordnung oder das Visualisieren einer Sprechdauer ist jetzt noch kein Thema. Doch zeigt Karl durch das Vorlesen, dass er dem Aufgeschriebenen eine Symbolik verleiht. Die Voraussetzung für Sprache, wie aber auch für Schrift ist in Symbolen denken zu können bzw. Symbolen einen Sinn zuordnen zu können. Sprache symbolisiert etwas, was vielleicht gerade nicht unmittelbar da ist. Sprache und Schrift kann Vergangenes wieder in Erinnerung rufen oder neue Visionen und Ideen können kreiert werden.

Verfasserin: Marie-Christine