Freundschaft

Bei einer Gesamtauswertung von Valerias Portfolio haben wir im kollegialen Austausch über ihre Interessen und Themen ein Angebot erarbeitet bei dem sie sich mit dem bevorstehenden Abschied und Kindergartenübertritt auseinander setzen kann.

Dafür habe ich (Nadina) zu den Themen Abschied, Kindergarten, Veränderung und Freundschaft Fragen für einen Gesprächskreis vorbereitet. Diesen führte ich das erste Mal im April 2017 durch. In einer ersten Gesprächskreisrunde habe ich mit den Kindern über den Kindergarten gesprochen und ob sie schon wissen, wie es bei ihnen im Kindergarten aussieht. Dazu erzählte mir Valeria, dass bei ihr der Kindergarten aussieht wie bei ihrer Schwester Victoria.

Gesprächskreis Mai 2017
Während diesem Gesprächskreis behandelten wir das Thema Freundschaft, was Freundschaft für die Kinder bedeutet und was es heisst, Abschied von den Freunden zu nehmen. In dieser Gesprächssequenz erklärte Valeria, dass man Freunde besuchen, oder an ihre „Geburtstagsfestli“ gehen kann. Mit Freunden kann man spielen und sie bleiben immer zusammen, wenn man tschüss sagen muss macht das traurig, Freunde sind für einander da und helfen sich gegenseitig. Bei diesem Gespräch kam heraus, dass man mit Freunden auch hervorragend Quatsch machen kann. Nach diesem Gespräch über Freundschaft begann Valeria sich mit diesem Thema auch in anderen Aktivitäten auszudrücken. Bei einem Angebot im Bildungsraum Werken und Gestalten, gestaltete sie ein Freunde-Bild.

Freundebild gestalten vom Juni 2017

Valeria:“das werdet Fründe!“
Während sie dies sagt, hat Valeria schon verschieden farbige Schwammtupfer auf ihrem Blatt.
Valeria:“das sind Fründe!“

Valeria:“Das sind nonig Fründe!“
Valeria übersäht ihr Bild mit immer mehr Tupfern, dabei achtet und überprüft sie, dass es von jeder Farbe mehrere Tupfer hat und welche Farbe sich noch nicht auf dem Blatt befindet.

Valeria: “Hm i mach no schwarzi Farb!“
Während sie die schwarzen Schwammtupfer tupft, ist sich Valeria nicht sicher, ob diese fröhlich sind, Karin, Betreuerin des Bildungsraumes “Werken und Gestalten” hakt nach, warum diese Punkte nicht fröhlich sind und Valeria meint :“Wells so viel Fründe sind…..hm aber ich möcht das so viel Fründe hend!“

Nach einer Weile wechselt Valeria von Schwammtupfern zu Fingertupfern. Während sie mit den Fingern kleine Farbtupfer auf ihr Blatt stempelt, meint Valeria:“das sind chlini Fründe!“ Bei Valerias „Schaffen“ an ihrem Kunstwerk, scheint sie sich intensiv mit ihrer Idee von Freundschaft auseinander zu setzen. Bei dem Satz: „Das sind Fründe!“ befinden sich in dem Moment unterschiedliche Farbtupfer auf dem Blatt. Nach dem Satz: „Das sind Fründe!“ folgt sogleich der Satz: “Das sind nonig Fründe!“ Darauf beginnt sie den verschieden farbigen Tupfern, gleich farbige Tupfer hinzuzufügen. In dieser Sequenz beschäftigt Valeria möglicherweise die Vorstellung, dass sich Freunde ähnlich sind, um Freunde zu sein. Wiederum bedeutet Freundschaft für Valeria, dass Freunde für einander da sind und sich gegenseitig helfen und wenn man sich von Freunden verabschiedet macht es traurig (Gesprächskreis Mai 2017). In diesem Moment befindet sich Valeria auf der sozialen und emotionalen Ebene von Freundschaft. Während Valeria sich mit ihren Schwammtupfen beschäftigt, ist auch Sofia mit dabei und gestaltet ein ähnliches Bild wie Valeria . Sofia ist Valerias beste Freundin. Mit ihr zusammen beginnt sie den Alltag in der KITA. Gemeinsam haben sie gleiche oder ähnliche Spielideen. Sie unterstützen und helfen sich gegenseitig. Bei Konflikten versuchen sie gemeinsam eine Lösung zu finden, um ihre Ideen und Interessen weiter zu verfolgen.

Die Bedeutung von Freundschaften

Kinderfreundschaften bilden entscheidende Rahmenbedingungen zur Entwicklung von sozialen und kognitiven Fähigkeiten. Im Austausch mit Gleichaltrigen (Peers), werden diese gefördert und unterstützt. Im Spiel mit Peers lernen die Kinder mit komplexen Situationen und Gefühlen umzugehen, Probleme eigenständig zu lösen und Kompromisse zu schliessen. Beim Vergleichen, mit anderen wird das Selbstwertgefühl und die Entwicklung des Selbstbildes gestärkt. Um Freundschaften aufrecht zu erhalten, ist es wichtig, die Wünsche der anderen zu berücksichtigen. Dadurch lernt das Kind, sich in sein Gegenüber hinein zu versetzen und kann sich gegebenenfalls für die Freunde einsetzen.

Die Wahl eines Freundes/einer Freundin

Oftmals entsteht eine Freundschaft unter Kindern, wenn diese sich in ihrer Persönlichkeit ähneln oder die gleichen Interessen und Vorlieben haben. Das Alter der Kinder und das Geschlecht spielen bei der Wahl des Freundes häufig auch eine grosse Rolle: Für ein jüngeres Kind ist bereits das Besuchskind ein Freund, während ältere Kinder unter Freundschaft eine längere Bindung verstehen.

Abschied eines Freundes/ einer Freundin

Der Verlust eines Freundes kann bereits eine prägende Erfahrung für Kinder darstellen. Das lernen durch die Erfahrung, auch mit dem Verlust eines Freundes umzugehen, bewirkt eine Bereicherung der verschiedenen Handlungsmuster für die Kinder. Manchmal ist es ein sehr schmerzhaftes und lang anhaltendes Gefühl. Daher ist es wichtig, dass die Bezugspersonen eines Kindes sich in dieses einfühlen und Verständnis zeigen, es ernst nehmen und darauf eingehen. Dadurch können Verarbeitungsprozesse erfahren werden, die dem Kind ermöglichen, neue Bindungen einzugehen.
Verfasserin: Nadina