Musikalische Interaktion

Musik spricht an, ohne Sprache zu sein. Die Musik und die Sprache sind Ausdrucksformen die auf Rhythmus, Klangfarbe und Tonhöhe basieren. In der intuitiven Didaktik mit Säuglingen und Kleinkindern ist bei den Erwachsenen oft eine melodiöse Stimmgebung zu erkennen. Diese Betonung der Sprachmelodie hilft dem Kind bei der Hör-Wahrnehmung der Sprache und im Gesprochenen einzelne Worte besser heraus zu hören. Klang und Melodie sind dabei Symbolträger. Sie können für Stimmungen und Emotionen stehen. In Verknüpfung mit Liedern ermöglicht es die Musik, neue Themenbereiche zu erforschen (Themenlieder), Textverständnis zu erlernen (Geschichtenlieder) und Gefühle auszudrücken (Emotionslieder).

Lara setzt sich seit langer Zeit mit ihren Emotionen auseinander. Sie beschäftigt sich mit Nähe und Distanz, mit Wut und Freude. Dabei sucht sie im Alltag unzählige soziale Situationen um das Thema zu bearbeiten.

Aus diesem Grund haben wir das wilde Sprechlied der Löwenjagd eingeführt. Begeistert macht Lara mit. Sie rhythmisiert mit den Händen und mit der Zeit kann sie einzelne Worte aus dem Vers nachsprechen. Weitaus beeindruckter reagiert Lara allerdings auf die emotionalen Komponenten des Sprechliedes. Sie lacht fröhlich, als die Jagd nach dem Löwen beginnt, zeigt spielerisch Angst wenn wir im Lied von anderen Tieren flüchten und Spannung, als wir endlich die Löwenhöhle betreten um dort voller Furcht weg zu rennen. Die Gruppenstimmung ist wild und alle rufen laut „Hilfe“ und rennen imaginär davon, um am Schluss der Liedergeschichte sich wieder im realen Kreis zurück zu finden und zur Ruhe zu kommen.

Das emotionale Sprechlied knüpft an Lara’s Interesse an Emotionen an. Dazu kommt, dass das gemeinsame Singen in den täglichen Singkreisen ebenfalls im sozialen Kontext statt findet. Musikkreise sind Interaktionskreise. Somit stehen nebst dem Singen und der geteilten Freude an der Musik, insbesondere die Austauschprozesse zwischen Erwachsenen und Kindern im Fokus. Singkreis bedeutet nicht ein trockenes vor sich her singen, sondern die sprachlichen Begriffe des Liedtextes werden mit Musik, Ausdruck und Stimmgebung emotional aufgeladen. Singen im Sinne von Sprachförderung und dem vermitteln von Musik als Kulturgut muss in erster Linie als Kommunikation betrachtet werden, in dem gemeinsam gehandelt wird und emotionale Inhalte ausgetauscht werden.

Verfasserin: Marie-Christine